Von Dipl.-Kfm. Elmar Schulte, Gründer und Projektleiter moba-preise.com
Bei B-Ware handelt es sich um Neuware, also um einen zuvor nicht gebrauchten Artikel. Nach Ansicht des Herstellers oder Händlers entspricht dieser jedoch nicht den Anforderungen und Ansprüchen an ein einwandfreies fabrikneues Produkt. Diesen Mangel soll durch eine Preisreduktion ausgeglichen werden. In der Regel kannst Du einen Abschlag in Höhe von 5 bis 10% im Vergleich zum Preis der A-Ware erwarten. Die Höhe hängt jedoch stark vom Grund für die Einordnung als B-Ware ab.
Wie bereits erwähnt handelt es sich bei B-Ware in der Regel um einen voll funktionsfähigen und neuwertigen, nicht gebrauchten, Artikel. Üblicherweise sind die Einschränkungen nicht oder nur unter genauer Betrachtung zu erkennen.
Die Gründe, warum ein Artikel als B-Ware eingestuft wird, können recht unterschiedlich ausfallen. Möglicherweise weist das Produkt einen kleinen Produktionsfehler auf. Vielleicht passt etwas nicht ganz so geschmeidig zusammen, wie es sollte. Oder bei der Lackierung wurde der Farbton nicht exakt getroffen oder nicht flächig bzw. konturenscharf aufgebracht. Auch ist es gut möglich, dass der Artikel als Test- oder Ausstellungsstück gedient hat. Denkbar ist weiterhin, dass es sich um einen Versandrückläufer handelt. Es kann daher ersichtlich sein, dass das Modell bereits aus- und wieder eingepackt wurde. Leichte Verschmutzungen sind ebenso möglich - wenn auch eher selten. Denn bei B-Ware ist es üblich, dass diese vor dem Verkauf gereinigt, getestet und ggf. überholt werden. Bei Modellen mit Motor ist eine gewisse Laufleistung durchaus denkbar. Dies kann man aber sogar als Vorteil und weniger als Nachteil sehen. Spart man sich dadurch doch selbst das Einfahren. Weiterhin kann die Originalverpackung oder Zubehör fehlen. Auch möglich, dass das Produkt von 1A-Qualität ist und lediglich die Verpackung Verschmutzungen oder Schäden aufweist. Statt der Original-Anleitung könnte einfach nur eine Kopie beiliegen.
Wie Du siehst: Gründe für die Einordnung als B-Ware gibt es haufenweise. Die Ausführungen stellen nur einige Beispiele dar. Häufig kommuniziert der Händler diese in der Artikelbeschreibung. Noch mehr als bei A-Ware, empfehle ich Dir daher bei B-Ware, stets die Beschreibung ganz genau zu lesen.
Auf B-Ware müssen Händler - wie auf Neuware - 24 Monate Gewährleistung geben. Durch den Kauf von B-Ware entstehen Dir in Bezug auf Deine Rechte als Kunde somit keine Nachteile.
Eine Frist von weniger als zwei Jahren darf nur gelten, wenn die angebotene Ware tatsächlich bereits in Gebrauch war. Erst wenn Sachen "gewöhnlich verwendet" wurden, gelten diese als gebraucht. Dann sind diese beim Verkauf aber auch als "gebraucht" und nicht mehr als "B-Ware" zu kennzeichnen. Ware mit einer beschädigten Verpackung, Modelle, die lediglich zu Test- oder Vorführzwecken ausgepackt wurden - der Definition nach B-Ware - gilt in der Regel als noch nicht in Benutzung. B-Ware gilt somit nicht als Gebraucht-, sondern als Neuware. Folglich stehen Dir die vollen Gewährleistungsrechte zu.
Meiner Einschätzung nach kann für die meisten Modellbahner der Kauf von B-Ware in Frage kommen. Denn die Einschränkungen sind meist nur marginal. Je nach Verwendungszweck fallen diese mehr oder weniger ins Gewicht. Es liegt alleine an Dir zu entscheiden, ob Du bereit bist kleine Abstriche in Kauf zu nehmen und dadurch Geld zu sparen, oder ob Dir die Mehrkosten für ein tadelloses Modell wert sind.
Ein Modell, welches beispielsweise Funktionseinschränkungen aufweist, kann für einen Sammler, der seine Modelle nur in der Vitrine ausstellen mag, ein gefundenes Schnäppchen darstellen. Hier wird es nicht auffallen, wenn etwas nicht ganz korrekt klappt. Auch wenn die Anleitung fehlt, wird das nicht sonderlich stören. Ein Modell- oder Spielbahner würde damit allerdings weniger glücklich werden. Beim Einsatz auf der Anlage können aber beispielsweise auch Modelle mit kleinen Fehlern oder nahezu unsichtbaren Schäden in der Lackierung akzeptiert werden. Diese fallen da meist kaum auf - während dies wiederum für einen Sammler, der seine Modelle gerne in der Vitrine betrachtet, störend wäre. Da in der Vitrine in der Regel aber nur eine Seite betrachtet werden kann, ist es aber durchaus möglich, ein Modell mit Schäden auf einer Seite auszustellen. Jedoch geschieht dies eher selten, denn meist stört den Sammler einfach schon das Wissen, dass ein Schaden da ist - auch wenn er nicht zu sehen ist. Ob Du das Modell nun in die Vitrine stellst oder auf der Anlage fahren lässt - in beiden Fällen liegt eines meist ungenutzt herum: Die Verpackung. Wenn diese Schäden aufweist, oder nicht dem Original entspricht, stellt es daher meist keinen großen Verlust dar. Das Vorhandensein sowie der Zustand der Originalverpackung ist eigentlich nur dann relevant, wenn Du das Modell als Geldanlage betrachtest und dieses zu einem späteren Zeitpunkt möglichst gewinnbringend verkaufen möchtest. Dann kommt es aber auf den Gesamtzustand an. Beeinträchtigungen jeglicher Art können Auswirkungen auf den möglichen Verkaufspreis haben. Wer seine Modelle nur kauft um diese wieder zu verkaufen, dem rate ich vom Erwerb von B-Ware ab - selbst dann, wenn die Schäden behoben werden können. Denn dann wäre das Modell nicht mehr fabrikneu und original, was wiederum einen Preisabschlag nach sich ziehen kann. Von der Intention Modelle nur zu kaufen, um diese wieder gewinnbringend verkaufen zu können, möchte ich Dir aber generell abraten (siehe Modellbahn als Geldanlage). Erwähnt sei allerdings noch der Fall, in dem der Grund für die Einordnung als B-Ware dermaßen eine Besonderheit darstellt, und das Modell daher so rar ist, dass dies wiederum von Sammlern begehrt wird und diese sich bereit zeigen einen höheren Preis zu zahlen.
Auch für Bastler kann der Kauf von B-Ware von Interesse sein. Denn es ist durchaus möglich, dass sich Beeinträchtigungen schnell und unkompliziert beheben lassen. Doch Vorsicht: Achte darauf, dass dabei eventuell anfallende Kosten nicht den gesparten Betrag übersteigen!
Es gibt Modellbahn-Händler, die B-Ware in einer entsprechend benannten Kategorie einordnen. Andere Händler wiederum bieten diese Ware unter der Bezeichnung "Zweite Wahl" an. Auch kann B-Ware in die Rubriken "Sale", "Sonderangebot" oder "Sonderverkauf" eingeordnet sein.
Bei den als B-Ware klassifizierten Artikel handelt es sich in der Regel um Einzelstücke. Oftmals gibt es davon nur einen einzigen Artikel. Sagt Dir ein Angebot zu, solltest Du also nicht zu lange warten - denn besonders online wird das Modell schnell von anderen Modellbahner gefunden und ggf. auch gekauft. Rasch solltest Du handeln - aber nicht unüberlegt! Denn all zu schnell ist ein Fehlkauf passiert. Das vermeintliche Schnäppchen kann dann teuer werden! Bei B-Ware besteht übrigens das besondere Risiko darin, dass Dir der wahre Grund für die Reduzierung nicht (im tatsächlichen Ausmaß) bewusst ist. Achte daher im besonderen Maße auf die Ausführungen im Text sowie die Abbildungen. Im Zweifel kannst Du beim Händler um Auskunft bitten.