Spar-Tipps für Deinen Messebesuch

Der Besuch von Modellbahnausstellungen, -messen, -märkten oder -börsen kann schnell ins Geld gehen. Erfahre, wo sich beim Besuch Sparpotential bieten kann, wie Du verhindern kannst, mehr Geld als gewollt auszugeben und was an bekannten Mythen dran ist.

Von Dipl.-Kfm. Elmar Schulte, Gründer und Projektleiter moba-preise.com

Grundregeln für den Messebesuch

Zunächst solltest Du Dich fragen, ob es für dich überhaupt Sinn macht, dich zu einer Veranstaltung auf zu machen. Denn allein schon der Besuch kann ordentlich ins Geld gehen und einen nicht unerheblichen Teil Deines Budgets auffressen. Du musst nicht nur mit Kosten für die Anfahrt und den Eintritt rechnen, häufig sind auch noch Gebühren fürs Parken oder die Garderobe zu entrichten. Wenn Du dazu mehr wissen möchtest, empfehle ich Dir den Artikel Ausstellungsbesuch hinterfragen zu lesen.

Die Kosten für den Eintritt bieten häufig Spar-Potential. Du solltest daher immer prüfen, ob Du hier Geld sparen kannst. Welche Möglichkeiten sich Dir bieten können, habe ich im Artikel Beim Eintrittspreis sparen zusammengefasst.

Nur eine begrenzte Menge Geld mitnehmen

Da steht ein Modell, nachdem Du schon lange gesucht hast. Am nächsten Stand gibt es ein supergünstiges Angebot, welches Du unbedingt mitnehmen willst. Und an wieder einem anderen Stand bietet es sich an, die Werkzeugkiste zu vervollständigen. Schnell hast Du mehr gekauft als Du Dir vorgenommen hast und mehr Geld ausgegeben als geplant. Im schlimmsten Fall hast Du dadurch sogar Deine finanziellen Möglichkeiten überspannt.
Damit dies nicht geschehen kann, und Du obendrein auch die Gefahr von Spontankäufen reduzieren kannst (die Du später vielleicht wieder bereust), empfehle ich Dir, die finanziellen Mittel für einen Veranstaltungsbesuch zu begrenzen. Überlege Dir vorab, wie viel Geld Du zur Verfügung hast und Du ausgeben kannst bzw. möchtest. Vergiss aber nicht, auch eventuell anfallende Kosten für Anfahrt, Parken, Garderobe, Essen & Getränke zu berücksichtigen. Nimm dann nicht mehr als nur diesen Betrag als Bargeld mit.
Doch Vorsicht! Hier holt Dich die moderne Zeit ein. Denn immer mehr Händler verfügen auf den Veranstaltungen an Ihren Ständen über Terminals zur Zahlung mit Girocard oder Kreditkarte. Das mag einerseits praktisch sein, andererseits kann es für Dich die große Gefahr darstellen, mehr Geld auszugeben als Du möchtest oder kannst. Den vor Ort sind die finanziellen Mittel damit quasi unbegrenzt. Obendrein besteht - vor allem bei Bezahlung über Kreditkarte - die Gefahr zusätzlich mit Gebühren für die Zahlung belastet zu werden (siehe dazu den Artikel Gebühren beim Bezahlen vermeiden). Dem kannst Du allerdings vorbeugen, in dem Du die Karten zu Häuse lässt und nur eine gewisse Menge Bargeld mitnimmst. Denn selbst wenn ein Händler keine Karten akzeptiert, könntest Du Dir Bargeld am Geldautomaten besorgen. Daher ist es besser die Karte gleich zu Hause zu belassen - damit erst gar keine Versuchung aufkommt.
Wenn Du nun der Ansicht sein solltest, diszipliniert genug zu sein, um nicht mehr Geld als geplant auszugeben, dann empfehle ich Dir, Deine letzten Veranstaltungsbesuche Revue passieren zu lassen. Denn nicht selten hält diese Ansicht einer objektiven Betrachtung nicht stand. Die Versuchung ist oftmals einfach zu groß.

Preise nicht als gegeben hinnehmen

Ich empfehle Dir, insbesondere die von den Gebrauchtwaren-Händlern aufgerufenen Preise, grundsätzlich nicht als gegeben hinzunehmen. Auch dann nicht, wenn die Preisauszeichnung noch so sehr wie ein Fixpreis wirken mag. Du solltest die Preise immer hinterfragen. Es kommt nicht selten vor, dass der Händler mit sich - allerdings erst auf konkrete Nachfrage - über den Preis reden lässt. Meinem Empfinden nach sind die ausgezeichneten Preise oftmals relativ hoch angesetzt. Auf Veranstaltungen mag dies zur Taktik gehören. Denn sowohl Händler wie auch Kunde erwarten oftmals Preisverhandlungen. Damit ein Preisnachlass für den Händler aber überhaupt erst möglich ist und sich der Verkauf für ihn dann dennoch lohnt, muss er das Modell zunächst zu einem Preis anbieten, der diesen Spielraum zulässt. Dadurch kann der ausgezeichnete "Ausgangspreis" relativ hoch wirken.

Nicht drängen lassen

Du kannst eine Menge Geld verlieren, wenn Du Dich zum Kauf drängen lässt. Denn schnell ist ein Modell zu einem viel zu teuren Preis gekauft. Wenn Du Dich drängen lässt, besteht auch die Gefahr, einen Artikel mitzunehmen, den Du nach gründlichem überdenken so vielleicht nicht mitgenommen hättest, z.B. weil Du diesen gar nicht brauchst. Ich empfehle Dir daher besonders achtsam zu sein und Dich auf einer Ausstellung unter keinen Umständen zum Kauf drängen zu lassen.
Oftmals versucht aber ein Verkäufer Dich zum Kauf zu animieren. Klar, er will die Ware schließlich loswerden. Versuche hier hart zu bleiben, lass Dich nicht von den Argumenten, warum der Kauf nun unbedingt jetzt und sofort sein sollte, blenden.
Einen spontanen Kauf solltest Du ausnahmslos nur dann tätigen, wenn Du den Artikel und dessen Wert gut kennst und Dir dabei ganz sicher bist, diesen auch wirklich zu einen guten Preis zu bekommen.

Schnäppchen bei Herstellern & Verlagen

Vor allem auf größeren Messen und Ausstellungen sind oftmals Hersteller oder Verlage mit eigenen Ständen vertreten. Die Zeiten, in den man auf Messen oder Ausstellungen kostenlose Give-Aways (wie z.B. Kugelschreiber, Aufkleber, Tüten, Süßigkeiten) abstauben konnte, sind mittlerweile vorbei. Wenn überhaupt, werden diese eher bei einem Kauf zusätzlich überreicht. Aber ganz ehrlich? Ist das überhaupt ein Verlust...?

Auf den Ständen der Großserienhersteller kannst Du aber oftmals Angebote finden. Diese Beschränken sich jedoch meist auf Material für die Landschaftsgestaltung oder Artikel, die speziell für den Modellbahn-Nachwuchs gedacht sind. Gelegentlich sind aber auch Wühlkisten mit unterschiedlichen Modellen aufgestellt. Dabei handelt es sich oftmals um "Ladenhüter", als um Artikel, die sich bisher eher schlecht verkauft haben oder um B-Ware, also Modelle mit Produktionsfehlern oder Rückläufer mit Schäden. Kataloge - auch ältere - werden oftmals günstiger oder gar kostenlos abgegeben.

Kleinserienhersteller warten auf Veranstaltungen eher selten mit Angeboten auf. Dies liegt einfach in dem Umstand begründet, dass die Modelle oftmals in kleiner Serie mit einem großen Anteil an Handarbeit gefertigt werden. Pro Artikel verfügt der Hersteller somit nur über eine geringe Ertragsspanne. Mit Rabatt angeboten werden aber gelegentlich Modelle aus Serien, die sich bisher nicht gut verkaufen liesen. Sparen kannst Du jedoch - und zwar Versandkosten. Nämlich dann, wenn Du die Messe sowieso besuchst, und Dir am Messestand ein gewünschtes Modell abholst anstatt dieses nach Hause schicken zu lassen. Einige Hersteller bieten diesen Service an. Obendrein räumen Dir manche Anbieter einen Rabatt (meist bis zu 10%) ein, wenn Du Ware vorbestellt, und diese dann am Messestand abholst. Wenn Du so ein Angebot in Anspruch nehmen möchtest, sollte Du Dich rechtzeitig, also mehrere Wochen vor dem Termin, darüber informieren und die Bestellung absetzen. Informationen findest Du meist auf der Homepage, in sozialen Medien oder im Newsletter.

Wenn Dein Interesse Modellbahn-Zeitschriften oder Büchern gilt, so hast Du auf Veranstaltungen oftmals die Möglichkeit Schnäppchen zu machen. Oftmals findet sich bei unterschiedlichen Händlern gebrauchte Literatur im Angebot. Auch Verlage bieten nahezu immer Restbestände neuwertiger Publikationen oder Mangelexemplare zum einem stark reduzierten Preis an.

Vorsicht vor dem Mythos Messerabatt, Abverkauf, Sonderpeise

Oftmals preisen die Händler ihre Ware mit Messerabatt, als Abverkauf oder zu angeblichen Sonderpreisen an. Damit kann schnell der Eindruck entstehen, die am Stand verfügbare Ware wäre zu besonders günstigen Preisen zu haben. Vor dieser, aus der Vergangenheit bekannten Situation, besuchen viele Modellbahner daher oftmals solche Veranstaltungen, um sich Modelle mit diesem Rabatt zu sichern. Gut, ich will nicht bestreiten, dass ein Preisnachlass auszumachen ist. Denn als Bezugswert für den Rabatt wird fast immer die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) des Herstellers herangezogen. Liegt der Angebotspreis darunter, kann man die Offerte daher als rabattiertes Angebot ansehen. Doch das sagt noch nichts über den Wert aus, zu dem das Modell tatsächlich am Markt gehandelt wird. Denn der Wert, den das Modell wirklich hat, setzt sich aus der Vielzahl der Preise zusammen, die die unterschiedlichen Händler aufrufen. Meine Beobachtungen des Marktes zeigen, dass im Normalfall nur wenige Händler die Ware zum Katalogpreis (UVP) verkaufen. Bei vielen Händlern wird der Artikel oftmals mit einem kleinen Rabatt erhältlich sein. Bei wenigen kannst Du das Modell mit einem ordentlichen Rabatt erwerben. Nur wenn Du diese, aus erzielten Verkaufspreisen und somit objektiv ermittelten Preisspanne kennst, kennst Du den wahren Wert eines Modells und kannst beurteilen, ob das Angebot auch wirklich günstig ist. Der Modellbahn-Preiskatalog zeigt Dir genau diese Preise an.
Ich empfehle Dir daher Dich nicht blindlings auf die Angaben über Rabatte der Händler zu verlassen, sondern den wahren Preis bei einer objektiven Quelle zu recherchieren oder Dir diesen selbst zu ermitteln.

Was ist dran am Mythos "Schnäppchenjagd kurz nach Öffnung" - fängt der frühe Vogel wirklich den Wurm?

Sicherlich hast Du auch schon mal die Bilder in den Medien gesehen, die beim Start von Schlussverkäufen oder bei der Eröffnung von Konsumenten-Ausstellungen zeigen, wie die Besucher die Räume stürmen. All diese Menschen sind meist davon getrieben, als Erste an einem Stand zu stehen und sich die besten Angebote zu sichern. Gehörst Du vielleicht auch zu dieser Gruppe Menschen?
Ich hab mir öfter die Frage gestellt: lohnt es sich heutzutage wirklich, als einer der Ersten reinzustürmen? Werden die attraktivsten Angebote wirklich schon von den Ersten Besuchern weggeschnappt? Ich meine nein! Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sich der Stress heutzutage nicht mehr wirklich lohnt. Gut, ich will nicht bestreiten, dass der ein oder andere Modellbahner vielleicht wirklich auf diese Art und Weise ein Schnäppchen machen kann. Doch ist damit wirklich gesagt, dass es das Angebot nicht auch noch zu einem späteren Zeitpunkt gegeben hätte? Wir wissen es nicht. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für sehr gering, dass sich genau vor Dir ein Besucher für exakt das gleiche Modell interessiert und dieses noch dazu kauft. Nicht nur die Interessen der Modellbahner sind sehr bereit gefächert (man denke nur an die Spurgrößen, digital/analog oder Gleich- bzw. Wechselstrom), auch der Bedarf bzw. die Wünsche sind sehr unterschiedlich. Hinzu kommt, dass sich der Modellbahn-Markt über die Jahre sehr gewandelt hat. Das Angebot an Gebrauchtware ist durch die alterbedingte Auflösung von Anlagen und Sammlungen relativ groß, die Anzahl der Interessierten ist hingegen in den letzten Jahren zurückgegangen. Das Angebot an Ware ist enorm. Oftmals kann man das gewünschte Modell nicht nur bei einem Händler finden. Wären die anfänglichen Angebote wirklich so attraktiv, müssten die späteren Besucher dann nicht halbleere Tisch vorfinden? Mir sind Lücken in den Auslagen bisher noch nicht aufgefallen. Oftmals haben die Händler weitere Ware eher uneinsehbar gelagert. Nach einem Verkauf wird der Platz dann - vielleicht sogar mit dem selben Artikel - wieder aufgefüllt. Hinzu kommt noch, dass die Beuurteilung, ob ein Modell als günstig oder teuer empfunden wird, relativ subjektiv ist. Was der eine Modellbahner als Schnäppchen ansehen mag, kann ein anderer als einen fairen Preis empfinden.

Was ist dran am Mythos: Ladenhüter zum Schnäppchenpreis kurz vor Ende?

Bei dem ein oder anderen Modellbahner hält sich die Vorstellung, kurz vor Ende einer Ausstellung noch Schnäppchen machen zu können. Bei Dir auch? Es herrscht die Ansicht vor, die Händler wären um jeden Artikel froh, den sie nicht wieder einpacken und mit nach Hause nehmen müssten und daher bereit wären, diese an die letzten Interessenten günstig abzugeben.
Meiner Ansicht nach ist daran nichts dran. Denn fast ausschließlich alle Händlern sich Profis. Sie ziehen von Messe zu Messe, von Börse zu Börse. Die Ware wird oftmals schon dermaßen aufgebaut und angepriesen, dass der Auf- und Abbau so schnell wie möglich machbar ist. Es ist für einen Händler daher nicht relevant, ob er kurz vor Ende einer Veranstaltung noch einen Artikel verkauft oder nicht. Es ändert für ihn nichts. Der Abbau wird dadurch nicht leichter oder schneller. Sicherlich ist er um jeden verkauften Artikel froh, aber der Ansporn etwas verkaufen zu müssten, wird nicht erst kurz vor dem Abbau ansteigen. Warum sollte Dir ein Händler daher kurz vor Ende einen Rabatt einräumen?
Ähnlich sieht es bei Kleinserienherstellern aus. Auch hier besteht kein Bedarf, kurz vor Ende den Warenbestand zu reduzieren.
Etwas anders verhält es sich jedoch bei Modellbahn-Herstellern. Hier liegt der Hauptzweck der Teilnahme eher darin Modelle und die Marke zu präsentieren und weniger direkt Verkäufe zu realisieren. Meist ist gar keine oder nur sehr wenig zu verkaufende Ware am Messestand vorhanden. Und selbst wenn: Der Aufwand, der für den Auf- und Abbau entsteht, gehört dazu. Mitarbeiter, die dafür bezahlt werden, kümmern sich darum. Es besteht daher kein Druck einen eventuellen Warenbestand abzubauen. Denkbar ist hier höchstens, das Restbestände von kleinen Give-Aways, Kataloge oder unbedeutende Ausschmückungsgegenstände der Stände, an die letzten Besucher vergeben werden.

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